Bewegte Schule Wien
Marina Thuma, MA MBA
BEWEGTE SCHULE ALS BEITRAG ZUR GESUNDHEITSFÖRDERUNG
Bewegung stellt einen integralen Bestandteil des Kindergarten- und Schullebens dar.
Bewegte Schule beinhaltet sowohl die erzieherische als auch die sportpädagogische Komponente. Sie integriert Bewegung über den Unterrichtsgegenstand „Bewegung und Sport“ hinaus in den gesamten Schulalltag.
Sie entspricht dem salutogenetischen Ansatz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach Antonovsky.
Sie fördert die Fähigkeiten jedes/jeder Einzelnen zur Erhaltung und Stärkung seines/ihres Wohlbefindens.
Schule in Bewegung zu bringen heißt:
- Schule zu verändern durch eine kind-, lehr- und lerngerechte Rhythmisierung des Unterrichts (zB flexible Einteilung von Lernzeiten und Pausen; Bewegungspausen zur Entspannung / Bärenlied, R.Janes; Selbst- oder Partnermassage mit dem Igelball , als Rückenschule/Die goldenen Zwölf, zur Aktivierung/ Gelenketanz)
- durch bewegendes, bewegtes und selbsttätiges Lernen (z.B. Lernen mit Bewegung / Lernwörterspaziergang; Lernen durch Bewegung / Buchstabenlauf, Zahlenraten
- durch bewegte Pausen (zB Pausenkiste/strukturiertes Angebot von Bewegungsgeräten je nach Platzangebot)
- durch gesundheitsfördernde Organisationsstrukturen (z.B. Schuljause/Angebot der gesunden Jause, Obstschale, Sitzmöbel/Kontrolle der Tisch- und Sesselgröße, Angebot von ergonomischen Möbeln für aktives Sitzen, Klassenraumgestaltung /Bewegungsanlässe schaffen/ Challengedisc)
- durch Einbindung aller Personen im Umfeld Schule /Partizipation (z.B. Unterricht von multiprofessionellem Team / Sportler, Orthopäde, Rhythmiker, …)
- durch Öffnung der Schule nach Außen (Kooperation mit Vereinen / Fit für Österreich, Teilnahme an Wettkämpfen / Athletics light; Run4kids), und
- durch vernetztes Denken (z.B. Nahtstellenbetreuung/Eltern gestalten Schule mit; Hospitationen von Kindergärtner/innen oder Sek1-Kolleg/innen)
(Nationaler Aktionsplan Bewegung NAPb 2012)
Die angeführten gesundheitsfördernden Aktivitäten werden nicht nur kurzfristig in einmaligen Projekten durchgeführt, sondern in den Schulalltag täglich, daher nachhaltig integriert.
Schüler/innen werden nicht belehrt, sondern werden befähigt, selbstbestimmt zu leben und ihre Umwelt aktiv mitzugestalten. (Empowerment)
Pädagog/innen bereiten sich durch die Absolvierung des Lehrgangs „Bewegtes Lernen – Gesundheitsförderung“ intensiv auf die Umsetzung der Bewegten Schule in die Praxis vor. Sie garantieren nachhaltiges Arbeiten, da sie täglich die Zielsetzungen der bewegten Schule in den Unterrichtsalltag einbinden.
DIE WIENER INITIATIVE BWL-GF
die sowohl das bewegte als auch bewegende Lernen, sowie die Gesundheitsförderung in den Schulalltag integriert, fördert die ganzheitliche Entwickung unserer Kinder und stärkt ihre
Lebenskompetenz:
Kognitive Entwicklung
Kinder erwerben mit und durch Bewegung grundlegende Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen (z.B. Deutsch-Lesen/ Lesen am Balancierbrett; Marhematik-Geometrie / Flächen und Körper mit eigenem Körper und Hüpfgummis bauen, erleben und begreifen)
Psychische Entwicklung
Kinder entfalten sich intellektuell, erkennen ihren Lerntyp und lernen, sowohl ihre Stärken einzusetzen, als auch mit Leistungsdruck umzugehen (zB Gruppenarbeit / Aufgabenstellungen gemeinsam bewältigen, Lernsequenzen mit Bewegung nach Zeit ( Puzzleteile bei Wettlauf zusammenbauen).
Physische Entwicklung
Kinder ernähren sich gesund und integrieren Bewegung fix in ihren Alltag, wobei sie ihren Tagesablauf gut rhythmisieren (optimaler Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung / Bewegungspausen mit haltungsfördernden Elementen, richtiges Heben und Tragen der Schultasxhe, Haltungsgewohnheiten mit wiederkehrenden Tätigkeiten kombinieren/ z.B. PC auf Stehpult)
Soziale Entwicklung
Kinder erleben Gemeinschaft und ordnen ihre sozialen Beziehungen, vor allem innerhalb ihrer Familie und der Schulklasse. Sie tragen in der Schule gelebte Bewegungsgewohnheiten in ihre Familien (Soziales Lernen / z.B. Motopädagogische Stationen mit Alltagsmaterialien; Gordischer Knoten, Autowaschstraße).
(Klaus Hurelmann, gesundes Österreich – Magazin für Gesundheitsförderung und Prävention 2012, Fonds gesundes Österreich)
DURCH GESUNDHEITSFÖRDERNDE MAßNAHMEN IN FRÜHEN LEBENSJAHREN
verstärken Kinder Schutzfaktoren für eine gesunde Entwicklung. Risikofaktoren, wie Bewegungsmangel, Übergewicht oder einseitige Belastungen werden verringert.
Auf die Ergebnisse von Untersuchungen, Testungen oder Screenings im Rahmen der Initiative BWL-GF werden effiziente gesundheitsfördernde Maßnahmen, aufbauend auf den erhobenen Stärken der Kinder, initiiert. Extreme Abweichungen von Normwerten können rechtzeitig medizinisch therapiert werden.
(z.B. Ernährungs- und Trinkgewohnheiten / Wasserflasche, Bewegungsintensität bewusst machen/ Schrittzähler)
KOMPETENZORIENTIERTES LERNEN
Die acht Schlüsselkompetenzen sind definiert als eine Kombination aus Wissen, Fähigkeiten und Einstellungen. Sie werden von allen Menschen für ihre persönliche Entfaltung, soziale Integration, Bürgersinn und Beschäftigung benötigt:
- muttersprachliche Kompetenz
- fremdsprachliche Kompetenz
- mathematische und naturwissenschaftlich technische Kompetenz
- Computerkompetenz
- Lernkompetenz
- soziale Kompetenz und Bürgerkompetenz
- Eigeninitiative und unternehmerische Kompetenz
- Kulturbewusstsein und kulturelle Ausdrucksfähigkeit
Für all diese Lernerwartungen sind Fähigkeiten wie Kreativität, konstruktiver Umgang mit Gefühlen, Problemlösung oder Eigeninitiative bedeutsam.
Das kompetenzorientierte Lernen ermöglicht die Bildungsstandards zu erreichen (outcome-Orientierung).
KOMPETENZORIENTIERTER, BEWEGTER UNTERRICHT
stellt die Entwicklung der Fach-, Methoden-, Selbst- und Sozialkompetenz für die Grundstufe I und Grundstufe II sicher.
Fachkompetenz
Das Bewegte Lernen ist kein eigenes Unterrichtsfach, sondern soll in allen Unterrichtsfächern einfließen. Durch bewegtes, aktives und handlungsbezogenes Lernen eignen sich Kinder Wissen selbständig an. Sie verhalten sich gesundheitsbewusst.
Wohlbefinden im Schulalltag erlangen die Kinder durch
Bewegung und Fitness (zB Tanz, Brain Gym, Vital4brain)
z.B. häufiger Wechsel von gesunden Alltagshaltungen (zB Angebot verschiedener Sitzmöbel zu aktivem Sitzen / Sitzball, Sitzkeil, Pendelhocker)
z.B. Kräftigungs- Beweglichkeits- und Koordinationsübungen zum Ausgleich (Bouldern / Rocky Schooldays; Rückenschule / Kinderyoga, Sportmotorik/ Abenteuerturnen, Kletterparcour, Bewegungslandschaft)
z.B. Ausdauertraining (Herz-Kreislauf) in BESP
Gesunde Ernährung (zB So schmeckt´s!)
Seelisches Gleichgewicht (Energetische Übungen / Energiedaumen, PEP macht Schule, rhythmische Bewegung zu Musik)
Sozialkompetenz
Die Kinder können durch ihre kommunikativen Fähigkeiten Erfahrungen austauschen, Vermutungen anstellen, Fragen stellen oder Lösungswege suchen. Sie arbeiten in Partner- oder Gruppenarbeit oder in Projekten mit gegenseitiger Wertschätzung. Dabei lernen sie mit Konflikten umzugehen.
– Bildung und Gestaltung von Freundschaften (anderen helfen / z.B. Geschicklichkeitsspiele zu zweit, wie Riesenmikado, Patnerski; Kniesitzkreis)
– ausgewogenes Selbstmanagement (Konfliktbewältigung und Selbstkontrolle / Soziale Spiele zum Aggressionsabbau, wie Schwarz-weiß, Raufen und Rangeln, Körperpyramide))
– schulische Kompetenzen (Anweisungen des Lehrers/Lehrerin befolgen, Hilfe von Mitschüler/innen und Lehrer/innen annehmen / Sichern und Helfen))
– Kooperative Fähigkeiten (soziale Regeln anerkennen / z.B. Vertrauenskreis, Tiere in Pantomime, Bildhauer)
– Durchsetzungsfähigkeit (Kontakte zu anderen aufnehmen / Kennenlernspiele- Mein rechter Platz ist leer; Lauf- und Fangspiele)
(Petermann u.a. 2007)
Methodenkompetenz
Die Kinder können mit und durch Bewegung lernen. Sie rhythmisieren den Schulalltag, z.B. durch bewegte Pausen (outdoor / Schulhof, Schulgarten, Sport- oder Spielplatz; indoor / Pausenhalle, Aula, Turn- oder Festsaal). Die Schüler/innen erleben die Lerninhalte sinnbezogen und körpernah (Lernen über bevorzugten Sinneskanal mit der Auswahl entsprechender Materialien). Sie nutzen die vorbereitete Lernumgebung mit Impulsen zur Bewegung und begreifen ihre Umwelt durch selbsttätiges Lernen.
Selbstkompetenz
Fähigkeiten wie Selbstorganisation und -motivation, Zeitmanagement oder Reflexionsfähigkeit befähigen Kinder zu eigenverantwortlichem Handeln.
Kinder lernen ihr Verhalten nach den Bedingungen, die ihnen ihre Umwelt vorgibt, zu steuern. Sie lernen, sich zu beruhigen, ihre Aufmerksamkeit zu steuern, Informationen zu speichern und mit den gespeicherten Informationen zu arbeiten (Training exekutiver Funktionen – z.B. Konzentrationsspiel / Fingertip).
(Hochschule Bremen www.hs-bremen.de/weiterbildung/kompetenzen 22.10.2012; 17:00
ZNL- Universitätsklinikum Ulm http://www.znlfex.de/html/body_exekutive_funktionen.html
28.11.2012; 21:30)