Medimouse

Es wird ein neuartiges mechano-elektronisches Messsystem vorgestellt, mit dem die sagittale Rückenkontur und Beweglichkeit von HWK7 bis zum Sakrum auf einfachste Weise und nichtinvasiv erfasst und dokumentiert werden kann.
Das handtellergroße Gerät erlaubt in Verbindung mit einem MS-DOS-kompatiblem PC die Konturenerfassung an einem beliebigen im Raum positionierten Patienten; als Orientierungsreferenz dient die Schwerkraft.
Das Gerät wird von Hand entlang der Haut oberhalb der Dornfortsätze geführt, dabei registrieren ein Laufrad mittels Lichtschranke die abgefahrene Wegstrecke und ein Pendelpotentiometer den momentanen Winkel relativ zum Lot.
Alle relevanten Parameter wie Rückenlänge, Inklination gegenüber der Vertikalen, Kypho- und Lordosierung und segmentale Winkelstellung werden anschaulich dargestellt sowie graphisch und numerisch dokumentiert.
Im Vergleich zu bekannten Verfahren bietet das vorgestellte System wesentliche Vorteile sowohl hinsichtlich Genauigkeit, Objektivität und Dokumentation der Messwerte als auch hinsichtlich Nichtinvasivität, Anwender- und Patientenfreundlichkeit sowie Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Bisherige Ergebnisse sprechen für gute inter- und intra-observer-Reproduzierbarkeit bei hoher Validität und klinischer Relevanz der Messgrössen.
Breite Einsatzmöglichkeiten sind für die Haltungs- und Beweglichkeitsdiagnostik in Praxis und Klinik bei den verschiedensten Krankheitsbildern des Bewegungsapparates mit Fehlhaltung bzw. Fehlform der Wirbelsäule gegeben.
Darüber hinaus ist das System für vergleichende Reihenuntersuchungen sowie zur objektiven Therapieerfolgs- und Verlaufskontrolle hervorragend geeignet.
Dank der einzigartigen Möglichkeit, gruppenspezifische Haltungen zu definierten, ist das System auch für wissenschaftliche Untersuchungen äußerst wertvoll.
Mittels einer einfachen Abwandlung der Wegstreckenmessvorrichtung lässt sich der Messbereich auch auf die frontale Ebene erweitern, so dass in einem einzigen Messvorgang skoliotische Fehlhaltungen und -formen sowie Lateralflexionen der Wirbelsäule mit erfasst werden.
Mit diesem erweiterten Messsystem lassen sich, bei unverändert einfacher Handhabung, alle klinisch relevanten Funktions- und Haltungsprüfungen des Achsenskeletts – mit Ausnahme rotatorischer Komponenten – durchführen.

Zeitschrift: Pyhs Rehab Kur Med 4 (1994)
N. Seichert. M. Baumann, E. Senn, H. Zuckriegl
Klinik für Physikalische Medizin und Rehabilitation der Ludwig-Maximilians-Universität
München (1994)
(Direktor: Prof. Dr. med. E. Senn)